FH CAMPUS

Im Süden Wiens, im 10. Gemeindebezirk Favoriten, zwischen Autobahn A23 im Westen, Verteilerkreis im Norden, Favoritenstraße im Osten und Saligergasse im Süden, entstand für die FH Campus an deren Hauptstandort Altes Landgut ein neues Gebäude, das „House of Science & Engineering“ sowie dazugehörigen Außenanlagen.

Freiraumplanerisches Konzept
Das Planungsgebiet beinhaltet alle mit dem House of Science & Engineering in Zusammenhang stehenden Außenanlagen, wie z. B. Verbindungswege und Vorplätze, die zugehörigen Zufahrtsstraßen am Gelände sowie die Grünanlagen. Vom Verteilerkreis Favoriten aus kommend bildet das House of Science & Engineering mit seinem grünen Freiraum das Entrée des FH Campus Areals. Über die kaskadenartige Stufenanlage mit großzügigen Terrassen gelangt man auf den belebten Vorplatz. Dieser dient der Erschließung des House of Science & Engineering (und des geplanten Student:innenwohnheims) und ermöglicht anhand der Wege- und SIchtbeziehungen einen zentralen Zugang und Überblick über das abfallende Gelände des gesamten Areals, zu welchem man über eine weitere Stufenanlage gelangt. Westlich des House of Science & Engineering befinden sich weitere Freiräume, die als Ruhe- und Lernbereich konzipiert sind und von mehreren Räumen des Gebäudes betreten werden können.

 

Neben der guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr und das Radwegenetz zeichnet sich der Freiraum des FH-Campus-Areals auch durch die Berücksichtigung der Ansprüche unterschiedlicher Zielgruppen aus. Da die Freiflächen öffentlich zugänglich sind, wurde nicht nur für die Lehrenden und Student:innen, sondern auch für Besucher:innen, wie etwa Anrainer:innen, die den Campus durchqueren, ein attraktiver und gut zu nutzender Freiraum geschaffen. Die Terrassen dienen als Treffpunkt und Aufenthaltsort, die Freiraumklassen als Lernpunkte und Ruhebereiche. Diese sind mit Sitzbänken und Tischen ausgestattet. Für sportliche Betätigung zwischendurch wurden Bewegungsmöglichkeiten wie Calesthenics und Slacklines errichtet. Zur Erleichtung einer CO2-freien Anfahrt sind am Areal ausreichend Fahrrad-Abstellmöglichkeiten verteilt, welche zum Teil überdacht sind. Die Terrassen dienen als flexible und multifunktionale Flächen, etwa für die Aufstellung von temporärem Mobiliar. Ein taktiles Leitsystem und Informationstafeln geben Orientierung. Insgesamt ist der Freiraum von einer gestalterischen Offentheit geprägt, welche ein Entstehen von Angsträumen verhindert – alle Bereiche sind gut einseh- und überblickbar, sowohl von außen als auch durch die großen Fensterflächen der angrenzenden Gebäude.

Vandalismussichere und robuste Ausstattung
Insbesondere aufgrund der öffentlichen Zugängigkeit des Geländes (auch außerhalb der Betriebszeiten) ist die Robustheit der Ausstattung von besonderer Bedeutung. Es kommen also ausschließlich robuste Möbel mit leicht ersetzbaren Materialien zum Einsatz. Das Sitzangebot wird durch die großzügigen Terrassen mit ihren Sitzstufen aus Beton ergänzt. Da das gesamte Areal durch robuste Mastleuchten ausgeleuchtet wird, wurde auf Pollerleuchten verzichtet.

Bewegung und Aufenthalt
Besonderes Augenmerk wurde auf die gute Durchwegbarkeit und Schaffung von Ruhebereichen gelegt. Vom multimodalen Verkehrsknotenpunkt Altes Landgut (U-Bahn Station) kommend führt die Hauptwegeachse östlich des Gebäudes über die großzügigen Sitzterrassen zum Vorplatz und Haupteingang. Über weitere Sitzterrassen gelangt man in den unteren Bereich des Gebäudes bzw. des Areals. Entlang des Wegs gibt es Sport- und Bewegungsangebot, während sich die Terrassen wiederum in Aufenthaltszonen mit Sitzstufen (Lernbereiche und Treffpunkte) und in Bewegungszonen aufgliedern. Im westlichen Bereich befindet sich, von der Hauptwegeachse getrennt, der Ruhebereich mit Lernfreiräumen.

Stadtgerechte Bepflanzung und Aufenthalt bei Hitze
Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, wurde ein klimafitter Grünraum gestaltet. Durch den Einsatz von stadtklimafesten Baumpflanzungen, Staudenbeeten, bodengebundener Fassadenbegrünung, Strauchpflanzungen und extensive Dachbegrünungen wird der Freiraum durch Beschattung und Verdunstung abgekühlt. Die zum Einsatz kommenden Pflanzengesellschaften sind an die unterschiedlichen Standorte angepasst. Sowohl in Schattenlagen als auch auf sonnigen Standorten bilden Gräser das Gerüst der üppig blühenden Mischstaudenflächen, welche durch die überwiegend vollflächige Bodenbedeckung für eine geringe Erwärmung im Bereich der Baumscheiben sorgen. Aufgrund hoher Temperaturen im Sommer, Streusalzbelastung im Winter und einer, nicht zuletzt aufgrund der bestehenden Windverhältnisse zu erwartenden starken Verdunstung kommt der Wasserspeicherung und damit dem unterirdischen Wurzelraum in diesem Projekt eine hohe Bedeutung zu. Gleichzeitig bietet die Bepflanzung einen wichtigen Lebensraum für Insekten und Vögel und schafft eine Verbindung zum angrenzenden Landschaftsschutzgebiet. Dazu sind Biodiverstätsflächen als Trittsteinbiotope vorgesehen, zu denen extensive Blumenwiesen, heimische Strauchgruppen und nicht zuletzt die Naturdächer zählen. Alle Rasenflächen sind mit blühendem Kräuterrasen ausgestattet, der im Vergleich zu herkömmlichem Rasen robuster und pflegeleichter ist. Die tiefwurzelnden Kräuter sind in der Lage, Wasser aus tieferen Schichten aufzuschließen, wodurch eine höhere Resistenz bei Trockenheit gegeben ist.
Im Eingangsbereich wurden stadtklimafeste und ökologisch funktionale Baumarten gepflanzt (Acer campestre, Carpinus betulus ‚Fastigiata‘, Fagus sylvatica, Ostrya carpinifolia, Platanus acerifolia, Prunus serrulata ‚Kanzan‘, Prunus spinosa, Quercus petraea). Durch ihre Anordnung in Gruppen bzw. linearer Anordnung entlang der Wegeverbindung verbinden sie den oberen mit dem unteren Bereich und entfachen so eine für den Campus identitätsprägende Wirkung. Die großkronigen Arten wie Platanus acerifolia, Ostrya carpinifolia oder Quercus petraea sollen für eine gute Beschattung im Sommer sorgen. Auf den Terrassen wurden Bäume und Sträucher mit attraktiven Blühakzenten vorgesehen (Prunus serrulata ‚Kanzan‘, Prunus spinosa, Hydrangea paniculata, Hibiscus syriacus). Die Terrassen und der Ruhebereich sind bevorzugt mit robustem Landschaftsrasen, aber auch mit trockenresistenten, ökologisch wertvollen und pflegeleichten Staudenmischungen begrünt. Um den Erhalt der Grünflächen zu sichern, sind diese flächendeckend mit einer automatischen Bewässerung ausgestattet.

 

 

Auftraggeber: Baumschlag Eberle Wien GmbH
Visualisierung: Patricia Bagienski
Zeitraum: 2018 – 2022

 

Standorte:
Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH

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